London calling - Der harte Weg zum Ruhm by Johanna Marthens

Autor:Johanna Marthens [Marthens, Johanna]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-03T22:00:00+00:00

Glamourgirl

Es schien, als wäre Suzies Aufstieg nicht mehr aufzuhalten. Zeitungen aus aller Welt erwähnten auf ihren Sportseiten mindestens dreimal ihren Namen im Zusammenhang mit fantastischem Mannschaftsspiel und genialem Fußball. Ein Headhunter aus Kolumbien rief an und bot ihr eine akzeptable Summe, wenn sie sich für mehrere Jahre nach Bogota verpflichtete. Und in den Sportsendungen der deutschen Fernsehsender wurde sie in einem Atemzug mit den ganz Großen des Frauenfußballs genannt. Als sie am Abend mit ihren Teamkameradinnen im Aufenthaltsraum ihrer Unterkunft saß, wo sie mit Simona Lauter und Manja Abend Rommé spielte, verglich der Moderator einer bekannten Sportshow sie sogar mit Marta, der wohl berühmtesten Fußballerin der Welt. Sie sei wie die Brasilianerin eine Ballzauberin und Fußball-Magierin, dazu jedoch mit einem außerordentlichen Teamgeist ausgestattet und somit ein Vorbild für alle unverbesserlichen Individualisten

„Jetzt übertreiben sie aber wirklich“, sagte Suzie, obwohl sie innerlich zugeben musste, dass ihr der Vergleich sehr gut gefiel. „Marta spielt in einer ganz anderen Klasse, sie ist Weltfußballerin. Davon bin ich noch meilenweit entfernt.“

„Vielleicht wirst du ja im nächsten Jahr zur Wahl der Weltfußballerin nominiert, wenn Fatima und Brigitte definitiv nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen“, antwortete Jenny Sieze, die am Nebentisch mit Fatima Bajmirat Schach spielte.

„Das ist auch nichts Besonderes“, knurrte Fatima. „Man zwängt sich in ein enges Kleid und viel zu hohe Schuhe und sitzt einen langweiligen Abend lang neben Messi oder Ronaldo. Ich brauch das ganz sicher nicht noch einmal.“

„Ich auch nicht“, rief Brigitte Prinzen von der Couch, wo sie es sich gemütlich gemacht hatte und ein Buch las.

Doch Suzie war hellhörig geworden. „Du hast neben Messi gesessen? Ehrlich? Wie war das? Wie ist er so?“

„Klein“, lautete Fatimas Antwort. „Und ich finde, er sieht im Fußballtrikot besser aus als im Smoking.“

„Das finde ich nicht“, widersprach Brigitte. „Ich finde, er sah im Smoking echt klasse aus.“

„Musst du nicht dein Buch lesen?“, fragte Fatima spitz.

Brigitte schwieg dazu, aber Suzie ergriff wieder das Wort. „Und wie war Marta bei der Verleihung?“

Fatima schwieg einen Moment, um nachzudenken.

„Sie ist etwas Besonderes“, kam ihr Brigitte jedoch mit der Antwort zuvor. „Sie ist eine Diva, aber sie hat auch Grund dazu.“

„Ihr seid genauso gut wie sie“, platzte Suzie heraus. „Ihr hättet diesen Titel genauso verdient.“

Brigitte lachte. „Danke für die Blumen.“

„Ich will ihn gar nicht“, antwortete Fatima. „Davon geht es dem Frauenfußball auch nicht besser.“

Sie hatte Recht. Der Frauenfußball führte immer noch ein Schattendasein, überall auf der Welt. Sogar wenn es um die Weltmeisterschaft ging, blieben die Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung hinter den Männern zurück, sowohl in Deutschland als auch dem Rest der Welt. In vielen arabischen Staaten war der Sport für Frauen sogar verboten.

„Dann nimm ihn und stifte dafür eine Organisation zur Unterstützung des Frauenfußballs“, schlug Suzie vor. „Und ich mach mit.“

„Für jedes geschossene Tor spenden wir Geld in die Organisationskasse und schenken davon Mädchenclubs auf der ganzen Welt gute Trainer und eine ordentliche Ausrüstung“, ergänzte Brigitte Prinzen, die ihr Buch nun zur Seite gelegt hatte, um an der Unterhaltung teilzunehmen.

„Und wir laden die Mädchen zu Freundschaftsspielen ein, wo sie gegen uns antreten und ihre Fähigkeiten testen können“, spann Simona den Faden weiter.

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